Die Betreuung+ der ZSOpilatus

12.11.2024

| Luzern

| Betreuer

Das Szenario einer Krise im Gesundheitswesen: Für die Alterszentren der Viva Luzern AG und deren Personal eine extreme Belastung. Ziel des zweitätigen Einsatzes: Die Betreuer der ZSOpilatus zur Unterstützung des Pflegepersonals mit einer Zusatzausbildung „Betreuung+“ für den Ernstfall auszubilden. Nach einem eintägigen Workshop wurde das Erlernte sogleich in der Praxis am Standort Eichhof angewandt.

Die Covid-Pandemie gehört schon fast wieder der Vergessenheit an. Insbesondere für eine Berufsgruppe dürfte sie aber noch länger in Erinnerung bleiben. Neben den erkrankten Personen litt insbesondere das Pflegepersonal unter der mehrjährigen Extremsituation. Sollte es erneut zu einer Pandemie oder einer Krise im Gesundheitswesen kommen, wollen die Betreuer der ZSOpilatus das Pflegepersonal entlasten. Konkret sollen die Betreuer der ZSOpilatus „einfache“ pflegerische Tätigkeiten (Betreuung+) übernehmen können. Dadurch soll sich das Fachpersonal auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und seine Energie kanalisieren können.

Die Aneignung der pflegerischen Fähigkeiten ist mittlerweile Teil der zweiwöchigen Grundausbildung der neuen Betreuer, welche durch das Zivilschutz Ausbildungszentrum in Sempach durchgeführt wird. Die rund 120 bestehenden Betreuer der ZSOpilatus, welche die Schulung noch nicht genossen haben, werden nun durch die Viva Luzern AG als potenzieller Leistungsempfänger im Rahmen eines zweitägigen Workshops geschult.

Joghurt essen mit verbundenen Augen

Wie kann blinden Bewohnenden oder solchen mit Seheinschränkungen Nahrung eingegeben werden? Hautnah erfuhren die Betreuer der ZSOpilatus dies während des Einsatzes. Nachdem sich ein Betreuer die Augen verbunden hatte, wurde ihm von einem anderen Joghurt und mit einem Schnabelbecher Wasser eingegeben. Schnell wurde klar: Dafür sind viel Fingerspitzengefühl und gute Kommunikation erforderlich. Trotz der ernsten Thematik wurde viel gelacht. Der Posten „Essen/Trinken“ war nur einer von sechs Stationen des Workshops, die den Betreuern die Grundfertigkeiten der Pflege näher brachten. „Das ist für uns Neuland“, meinte ein Betreuer. „Unsere Kernkompetenz war bisher die Betreuung und nicht die Pflege. Die neu gewonnen Fähigkeiten geben mir Sicherheit im Umgang mit den Bewohnenden.“

Körperpflege, Mobilisation etc.

An einem Posten des Workshops desinfizierten sich die Betreuer die Hände und traten näher an ein Bett heran, in dem eine Puppe zu Übungszwecken bereit lag. Mit einem nassen Lappen wurde hier die korrekte Körperpflege geübt. „Momentan habe ich keine Berührungsängste, aber morgen in der praktischen Anwendung sieht es dann vielleicht anders aus“, meinte ein Zivilschützer schmunzelnd. Dass die Kommunikation mit den Bewohnenden nicht nur bei der Körperpflege, sondern auch beim An- und Ausziehen und bei der Gehhilfe zentral ist, erfuhren die Betreuer an einem weiteren Posten. An anderer Stelle wurde der sichere Transport der Bewohnenden vom Bett in den Rollstuhl und vom Rollstuhl an einen Rollator geübt. Auf dem Programm standen zudem das Lesen von Vitalzeichen und die korrekte Lagerung. 

Weiterentwicklung ausserhalb der Komfortzone

Amela von Beg ist Leiterin Berufsbildung am Standort Eichhof der Viva Luzern AG. Sie erhofft sich von der Schulung der Betreuer der ZSOpilatus im Ernstfall eine Entlastung des Pflegepersonals. Sie ist sich der Herausforderung der Schulung bewusst: „Für die Betreuer der ZSOpilatus bedeuten die heutige Ausbildung und die anzuwendenden pflegerischen Tätigkeiten, dass sie bis zu einem gewissen Grad ihre Komfortzone verlassen müssen. Gerade dort ist aber der Lerneffekt am grössten.“ Von den Bewohnenden der Alterszentren hat sie viele positive Rückmeldungen erhalten – die Betreuer der ZSOpilatus werden sehr geschätzt.

Mit der Umsetzung von Betreuung+ erfüllt die ZSOpilatus auch einen Auftrag aus dem Sicherheitsbericht der Stadt Luzern. Darin wird gefordert, dass die ZSOpilatus Leistungen im sanitätsdienstlichen Bereich anbietet. Dies auch als Erkenntnis aus der Corona-Pandemie. Damit sollen in Zukunft pflegerische Unterstützungsleistungen bei kritischen Infrastrukturen wie Alters- und Pflegeheimen sowie Spitälern möglich sein. Um das Gelernte nicht zu verlieren, wird in künftigen geplanten Wocheneinsätzen der Betreuer die Pflege der Bewohnenden integriert sein.

Autor

Sebastian

Schenk

ZSOpilatus Mediengruppe

Film

Simon

Kwasny

ZSOpilatus Mediengruppe