«Ich bin nicht einfach die Sekretärin.»
18.11.2020
| Sempach
| ZSOpilatus
Aline Seeholzer arbeitet seit letztem Herbst auf der Geschäftsstelle der ZSOpilatus. Gleich im ersten Jahr ist sie wegen der Pandemie besonders gefordert. Überforderung kennt die Küssnachterin aber nicht, die bereits mit 22 Jahren eine eigene Tankstelle führte.
Eigentlich wäre es nichts Aussergewöhnliches, wohnte sie nicht im Kanton Schwyz am Vierwaldstättersee. So ist aber ihr Anfahrtsweg mit dem Velo von 45 Minuten bereits das, was für viele Sport bedeuten würde. Für die 43-Jährige ist das Pendeln mit Muskelkraft aber eher meditativ. „Diese wunderschöne Strecke dem See entlang ist einfach zum Geniessen.“ Auch wenn es Katzen regnet? „Dann nehme ich schon den Zug“, sagt Aline Seeholzer und lacht verschmitzt.
Zur Natur hat Aline Seeholzer einen starken Bezug. Sie ist seit Jahrzehnten viel in den Bergen unterwegs, anfangs zum Klettern mittlerweile zum Touren und Wandern. Seit der Geburt ihrer Tochter vor 16 Jahren ist sie vorsichtiger geworden, was Bergprojekte angeht. Den Mut Neues anzupacken hat sie aber trotzdem nicht verloren: “Veränderungen gehen immer, deine Wille ist entscheidend“, sagt Aline Seeholzer bestimmt.
Diese Aussage unterstreicht sie mit ihrem Lebenslauf: Nach ihrer Ausbildung zur Konditor-Confiseurin führte sie bis 30 eine Tankstelle in Küssnacht, danach arbeitete sie bei der ewl unter anderem als stellvertretende Teamleiterin und seit einem Jahr ist für den Zivilschutz engagiert. „Ich war irgendwie immer in Feldern unterwegs, die eher männerdominiert sind. So kann ich Bereiche sehen, die mir sonst als Frau verborgen bleiben.“
Aline Seeholzer in der Zivilschutzgrundausbildung, mit "Frässpäckli" der Bürokollegen
Das Geschlecht spielt keine Rolle
Ein Beispiel dazu ist die Aushebung, die Aline wegen ihrem neuen Job auch besuchte. Dort verbrachte sie zweit Tage mit jungen Männern, die nicht unbedingt in den Dienst wollen und jungen Frauen, die enttäuscht sind, wenn sie nicht ihrer Wunschfunktion zugeteilt werden. Ein faszinierendes Erlebnis sei es gewesen, meint Aline Seeholzer.
Ein anderes Beispiel ist das Wissen, das sie sonst als Frau eher nicht mitbekommt. „Wie eine Ladungssicherung geht und wie ein Spannset oder das Anschalten eines Notstromaggregates funktioniert, wird uns Frauen nirgendwo gelehrt. Dabei wäre es doch sehr nützlich.“
Auch in der Zivilschutzgrundausbildung ist sie eine Exotin, was aber kein Diskussionsgrund gewesen sei. „Es spielt keine Rolle als Frau in diesem Bereich zu arbeiten.“ Ein positives Zeichen der Offenheit sei das. Doch Clichés sind nicht ganz verschwunden. „Junge Männer wollten mir in der Grundausbildung helfen, z.B. beim Tragen eines Feuerlöschers. Sie meinten es zwar nur zuvorkommend, doch getragen habe ich ihn trotzdem selbst.“
Selbstständigkeit muss man Aline Seeholzer nicht beibringen. Das komme ihr auch auf der Geschäftsstelle zugute. Sie schmeisst mit Lars Michel die Administration der ZSOpilatus, was vom Einkauf für Einsätze bis zu Abrechnungen geht. Sie ist nicht einfach eine Sekretärin, sondern ist bei der Organisation der ZSOpilatus voll integriert. Gerade jetzt während der Zeit der Pandemie packt sie noch mehr an, als dies in einem normalen Jahr der Fall wäre. So habe sie schnell die wichtige Aufgabe des Zivilschutzes erkannt, der in dieser Zeit zum Beispiel mit dem Betrieb von Testzentren eine unabdingbare Hilfe leistet. Und Aline Seeholzer freut sich, dass sie ihr Teil dazu beitragen kann.
Autor
Philippe
Weizenegger
ZSOpilatus Mediengruppe