Wenn ein Orkan Freundschaften generiert
26.10.2016
| Luzern
| Cobra
Was wäre, wenn ein Jahrhundertsturm durch die Schweiz fegen und seine Spuren hinterlassen würde? Genau dieser Frage ging die ZSOpilatus nach. Vom 17. bis 21. Oktober 2016 verlangte ihre Nothilfeformation, die Cobra, den Zivilschützern alles ab.
Das Szenario: Ein Orkan mit Namen Goliath verwüstet die Schweiz, und der Sturm ist noch längst nicht vorüber. Hochwasser, von der Umwelt abgeschnittene Gebiete, eingestürzte Gebäude – das Ausmass ist enorm. Nun ist es an der ZSOpilatus, Hilfe zu leisten. Silvan Schwander, Chef Cobra und stellvertretender Kommandant der ZSOpilatus, erklärt: „Der Orkan Goliath hat Ende 2015 in Texas in den USA erheblichen Schaden angerichtet und diente zumindest am Anfang als Planungsgrundlage. Dieses Szenario eignet sich sehr gut, da bei einem solchen Unwetter alles drunter und drüber geht. Somit können wir alles beüben und alle Werkzeuge und Maschinen hervornehmen.“ Und so war es dann auch: Menschen und Fahrzeuge wurden geborgen, Menschen betreut, die Blaulichtorganisationen unterstützt und vieles mehr. Die Liste der Übungsschauplätze war lang, auch örtlich gesehen: Von der Basis in Kriens mit der Zivilschutzanlage Meiersmatt, über Luzern bis hin zu Sempach und Stans waren die Zivilschützer unterwegs.
Evakuationen und Ausflüge
Zum Beispiel evakuierte die Cobra übungsweise die beiden Krienser Schulhäuser Feldmühle und Gabeldingen. Dies war einer der Höhepunkte für Silvan Schwander: „Die Evakuation war eine super Erfahrung und die Zusammenarbeit mit Schulleiterin Ines Brandenberg toll.“ Ein weiteres Szenario der Übung: Altersheime wurden durch den Sturm erheblich beschädigt, wodurch das Personal überlastet war. Zur Entlastung machten die Zivilschützer mit nicht verletzten Senioren aus vier Luzerner Altersheimen einen Ausflug ins Verkehrshaus der Schweiz und verbrachten so den Nachmittag mit ihnen.
Doch nicht nur die Vielfalt der Übungen zeichneten diese Woche aus, sondern auch die Intensität für die Teilnehmer. Diese rückten am Montagmorgen ein und erst wieder am Freitag ab. Dazwischen war die stete Ungewissheit, wann ein neues Ereignis eintreffen würde, was auch mal in der Nacht vorkommen konnte – zum Beispiel für eine Grossdurchsuchung auf dem Sonnenberg. Das Übungsszenario war dadurch extrem nahe an die Realität angelehnt. Denn im Ernstfall fallen Arbeiten auch nicht nur zwischen 8 und 17 Uhr an. Dies sei für die Mannschaft wichtig, ist Silvan Schwander überzeugt: „Das Zusammensein der Cobra während einer ganzen Woche, wie wir das jedes Jahr machen, führt dazu, dass sich die Mannschaft richtig kennen lernt und zusammenwächst.“
Grosser Zusammenhalt
Erstmals arbeitete die Cobra mit der Führungsunterstützung der ZSOpilatus zusammen, und dies sei ein grosser Gewinn gewesen. „Wir konnten beide sehr viel voneinander profitieren“, sagt Silvan Schwander. „Wir werden von nun an vermehrt mit der Führungsunterstützung zusammenarbeiten und Andrea Moser, ihren Leiter, früher bei der Planung miteinbeziehen.“ Auch in der Cobra-Führung selbst kam es zu einer neuen Konstellation: Silvan Schwander führte die Übung mit seinem zukünftigen Stellvertreter Pascal Müller durch.
Am Ende der Woche waren alle erschöpft, auch Silvan Schwander. Aber vor allem war er eines: stolz. „Immer wieder überrascht mich unser Kader mit seinem riesigen Elan und viel Freude für die Cobra und den Zivilschutz. Es ist nicht selbstverständlich, dass so viel Eigenleistung in der Freizeit erbracht wird.“ Die Cobra sei für viele der Zivilschützer mehr als eine Pflichtübung. „Wir haben hier richtige Freunde gefunden. Und diese Freundschaften, im Kader und in der ganzen Cobra, sind der eigentliche Höhepunkt einer solchen Woche.“
Autor
Adrian
Spring
ZSOpilatus Mediengruppe